Realistische Bleistift-Zeichnungen
Dieser Essay behandelt das Thema Zeichnung. Und zwar mit der Einschränkung der “künstlerischen Zeichnung”: Bleistiftzeichnungen, Portraitzeichnungen, elegante Skizzen und realistische Zeichnungen nach der Natur. Die Grenze zur rein “technischen” Zeichnung ist sicherlich fließend, aber der Fokus liegt hier auf dem Thema: “Die Zeichnung als künstlerisches Ausdruckmittel“. Mehr über die Wesensmerkmale einer Zeichnung – siehe auch: Unterschied zwischen Zeichnen und Malen.
Am weitesten verbreitet und den meisten bekannt ist sicherlich die Bleistiftzeichnung. Als Bildgrund wird in den meisten Fällen Papier benutzt. Bleistifte und Papier sind günstig und praktisch überall ohne Probleme zu erwerben. Da die nötigen Arbeitsmittel so einfach zu beschaffen sind, kann man sie als eine sehr “einfache” Ausdrucksform bezeichnen, die praktisch jeder erstellen kann. Das Zeichnen mit Bleistiften ist daher sehr gut geeignet, um Zeichnen zu lernen. Mehr dazu weiter unten. Neu: Zeichnen: Material, Zubehör und Hilfsmittel (inkl. Preisvergleich)
Die Technik sagt noch nichts darüber aus, was gezeichnet wird. Insbesondere Hobbykünstler und Freizeitmaler setzen sich häufig unter Druck. Ihr Anspruch ist oft, realistische Zeichnungen zu erstellen. Immer wieder kommen folgende Fragen: “Wie kann ich realistisch zeichnen?” oder: “Meine Zeichnungen sehe falsch aus, wie zeichnet man richtig?” Wie man zeichnen lernen kann, wird weiter unten behandelt. Hier soll es zunächst um die Besonderheiten von realistischen Zeichnungen gehen.
Beobachten und Zeichnen
Realistische Bleistiftzeichnungen basieren auf der Beobachtung der Natur. Sie zeigen einen Ausschnitt der visuellen Realität, der einer fotografischen Momentaufnahme ähnelt. Allerdings gibt es natürlich einen wesentlichen Unterschied: Bleistiftzeichnungen zeigen haptische Spuren des Zeichenprozesses. So entstehen zum Beispiel Verwischungen, wenn der Handballen auf dem Papier liegt. Beim genaueren Hinsehen zeigen sich zahlreiche “Fehler” bzw. Unterschiede zu einem Foto. Diese feinen Fehler, durch die erkennbar wird, dass es sich um ein handgezeichnetes Bild handelt, sind entscheidend für die realistische Künstler-Zeichnung. Im folgenden Video habe ich meine Professor, Georg Baselitz, gezeichnet:
Realistisch Zeichnen: “Löwenkopf”, Martin Mißfeldt, 11.5.2020 Bitte anklicken, um das Youtube-Video zu laden.
Abmalen von Fotos / Fan-Art
Eine Besonderheit bilden Zeichnungen, die nicht nach der Natur, sondern nach Fotos abgezeichnet wurden. Der Fokus liegt hierbei nicht im Beobachten und “Interpretieren” des Motivs, sondern in der Darstellung des Gezeigten. Diese Form der realistischen Zeichnung ist nicht als künstlerische Ausdrucksform, sondern als “Fan-Art” zu betrachten. Der Zeichenprozess rückt in den Hintergrund. Antrieb war nicht die Zeichnung an sich, sondern das Motiv.
Zeichnungen mit Tusche und Feder
Neben dem Bleistift sind auch Zeichnungen mit Tusche sehr beliebt. Dafür kann man einen Pinsel oder eine Feder nutzen. Die Feder war ursprünglich ein Schreibinstrument, sie eignet sich aber auch gut zum Zeichnen. Als Farbe wird in aller Regel China-Tusche benutzt, die sich durch ihre besonders tiefe Schwärze auszeichnet.
Der Umgang mit der Tuschfeder erlaubt keine Korrekturen. Während man Fehler bei der Bleistiftzeichnung meist mit einem Radiergummi korrigieren kann, ist eine Tusche-Linie unumstößlich gesetzt. Dadurch ist die Tuschzeichnung wesentlich authentischer und direkter. Tusche-Zeichnungen wirken daher oft viel direkter, aggressiver, authentischer. Sie zeigen häufig vermeintliche Differenzen zur gesehenen Wirklichkeit (von einigen irrtümlich als “Fehler” bezeichnet). Aber gerade das ist es, was sie so auszeichnet und ihnen eine besondere künstlerische Bedeutung verleiht.
Tusche-Zeichnungen werden häufig mit lavierend gemalten Flächen kombiniert. Dabei wird ähnlich wie beim Aquarell die Tusche mit Wasser verflüssigt und auf das Blatt gemalt. Mehr zur Technik des Lavierens hier: Aquarellbilder malen – Aquarellmalerei.
Welche Merkmale zeichnen eine Zeichnung aus?
Das wesentliche Merkmal einer Zeichnung ist die Dominanz der Linie. Zeichnungen basieren auf Linien, auch wenn diese manchmal verwischt und unscharf aussehen. Gleichzeitig können Zeichnungen aber auch flächig wirken, wenn eng gesetzte Linien sich im Auge des Betrachters optisch verbinden. Diese durch viele Linien gleicher Richtung gebildeten Flächen nennt man Schraffur. Um in Zeichnungen dunkle Flächen zu erzeugen, können auch mehrere Schraffuren versetzt übereinander gezeichnet werden. Das kann sogar so intensiv geschehen, dass es am Ende wie eine komplett geschlossene Fläche wirkt.
Neben der Linie ist auch der Punkt eine Element der Zeichnung. Punkte könnte man auch als sehr kurze Linien bezeichnen. Alle Werkzeuge, mit denen sich Linien und Punkte erzeugen lassen, sind somit geeignet, um Zeichnungen zu erzeugen. Die Definition der Zeichnung basiert daher nicht auf dem Einsatz eines bestimmten Arbeitsmittels, sondern basiert auf der formalen Analyse des Arbeitsprozesses bzw. des Ergebnisses. Alle Bilder, die vordergründig Linien als Ausdrucksmittel verwenden, sind Zeichnungen.
Entwicklung der Zeichnung
Zeichnungen sind Spuren menschlichen Schaffens und Ausdruck einer intellektuellen Abstraktion. Die ältesten Spuren menschlichen Handels sind Zeichnungen: die Höhlenmalereien der Urmenschen. Auch die ägyptischen Hieroglyphen können als Bilderschrift formal-ästhetisch als Zeichnungen definiert werden. Die griechische Vasenmalerei basiert auf Konturen. Sie wird zwar als “Vasenmalerei” bezeichnet, ist im Grunde aber einen Form der Zeichnung. Auch die mittelalterliche Buchmalerei ist Kontur-bestimmt. Allerdings wandelt sich hier die Zeichnung zur “Vorzeichnung”: Die gezeichneten Linien bilden das Gerüst für die spätere Kolorierung.
Zeichnungen als Studien und Skizzen für Gemälde
Die großen Renaissance-Künstler wie Leonardo da Vinci oder Albrecht Dürer verhelfen der Zeichnung zu einer neuen Nutzungsform: Die Zeichnung wird als Vorzeichnung, Studie oder Skizze zur Grundlage von gemalten Gemälden. Da diese Studienzeichnung oder Bleistiftskizze im vorbereitenden Kontext ersteht, ordnet sie sich qualitativ und rezeptionsgeschichtlich zumeist den großen Gemälden unter. Sie wird von vielen meist nicht so hoch eingeschätzt wie das fertige Meisterwerk.
Zeichnung als Medium der Dokumentation von Realität
Im Gegensatz dazu stehen Zeichnungen, die nicht vorbereitende Studien, sondern eigenständige Werke sind. Zwischen dem 16 Jahrhundert und Mitte des 19 Jahrhunderts boten realistische Bilder und Zeichnungen die Möglichkeit, die Realität bzw. die gesehen Wirklichkeit zu dokumentieren. Es gab noch keine Fotografie und der realistische Zeichnung kam eine wesentlich stärker dokumentarische Bedeutung zu.
Paradigmenwechsel durch Fotografie
Mit dem Aufkommen der Fotografie verlor die Zeichnung die Aufgabe, die Realität zu dokumentieren. Die Fotografie bildete die gesehene Wirklichkeit schneller und präziser ab und zwar – inzwischen – fehlerlos. Der Zeichnung wurde damit zwar eine wesentliches Betätigungsfeld entzogen, aber gleichzeitig bot dieser Verlust auch neue Möglichkeiten. Parallel zur Malerei nutzte auch die künstlerische Zeichnung die neu gewonnene Freiheit, um die Kriterien künstlerischer Arbeit neu zu definieren: das l’art pour l’art (Kunst für Kunst). Die Bewertungskriterien waren nicht mehr “Ähnlichkeit” oder “Detailtreue”, sondern Ausdruck und Kontext.
Bis heute zieht die künstlerische Zeichnung ihre Beurteilungskriterien aus dem Kunstkontext, der sich Mitte des Jahrhunderts gegründet und bis heute fortentwickelt hat.
Techniken der künstlerischen Zeichnung
Das wesentliche Merkmal der Zeichnung ist die Linie. Im Grunde kann man jede farbgebende Technik benutzen, um Zeichnungen zu erstellen. Im kunsthistorischen Kontext haben sich jedoch einige Techniken als besonders effektiv, kostengünstig und ausdrucksstark erwiesen. Am Anfang dieses Textes wurden bereits zwei Techniken genannt: Bleistift-Zeichnungen und Tusche-Zeichnungen. Daneben gibt es weitere Techniken, die teilweise in die Nähe der Malerei rücken.
- Kohle-Zeichnungen
- Kalligrafie (chinesisches Schrift-Zeichnen)
- Fineline Tinten-Stifte
- Pastell-Zeichnungen
- Radierungen / Druckgrafik
- Zeichnungen mit Öl- oder Aquarellfarbe
Ein strikte Klassifizierung ist oft nicht möglich – und auch überhaupt nicht erforderlich. Die Zeichnung an sich ist kein Qualitätsmerkmal, es kommt immer auf die jeweilige Ausdruckskraft an.
Ausdrucksformen der künstlerischen Zeichnung
Zeichnung ist nur ein Oberbegriff für eine bestimmte Darstellungsweise. Natürlich können mithilfe von Zeichnungen zahlreiche Themen und Motive dargestellt werden. Es gibt jedoch eine Reihe von Genres, die eine besondere Affinität zur Zeichnung haben. Anders gesagt: bestimmte Bildthemen werden besonders häufig als Zeichnung vorgestellt. Einige davon sind:
Comics
Comics sind in aller Regel Kontur-basiert. Die Geschichte wird durch die Dramatik der Linien dargestellt. Ecken, Zacken, Strahlen, Explosionen – der Comic hat zahlreiche “Bildstaben” (statt “Buchstaben”) innerhalb der Bildsprache entwickelt, die mittlerweile als standardisiertes Kulturgut unser Sehen prägen. Viele Anfänger, die das zeichnen erlernen wollen, beginnen damit, diese Bildkürzel aus der Comicsprache zu adaptieren.
Cartoons
Cartoons sind ähnlich wie Comics eher schnelle und flüchtige, fast skizzenhafte Zeichnungen. Dabei wird der Bildwitz durch einen frechen und heiteren Zeichenstil transportiert. Mehr über Cartoons…
Illustrationen
Besonders in Büchern wird die Illustration benutzt, um Phantasie-anregende Bilder zu erzeugen. Dabei ist ein zu großer Detailreichtum oft hinderlich, weil dadurch die Bilder, die beim Lesen im Kopf des Lesers entstehen, nur unnötig eingeschränkt würden. Die Illustration ordnet sich einer Geschichte oder einem Thema unter. Sie will keine eigene Qualität entfalten, sondern nur das illustrierte veranschaulichen. Gleichwohl ist eine gute Illustration eine hohe Kunst – und im Vergleich zur freien, künstlerische Zeichnung meist viel besser bezahlt.
Skizzen
Nach wie vor dienen Zeichnungen als Skizzen und Studien für Kunstwerke. Sie dienen der Planung und Vorbereitung. Skizzen sind keine Zeichnungen für ein Publikum, sondern dienen lediglich der Schulung der handwerklichen Fähigkeiten – oder der Vorbereitung eines größeren Werkes.
Digital Zeichnen am PC
Mittlerweile kann man natürlich auch am PC zeichnen. Ein Beispiel für eine digitale Zeichnung ist das folgende “Speed drawing”. Der Zeichenprozess, der ca. 2 Stunden dauerte, wird hier als Zeitraffervideo gezeigt:
Speed drawing “Lonely Tschad giraffe”, 07.05.2007 Bitte anklicken, um das Youtube-Video zu laden.
Weitere Informationen über Speed drawing und Speedpainting hier.
Was zeichnet eine gute Zeichnung aus?
“Ist meine Zeichnung gut?” – “Ich finde meine Zeichnungen schlecht!” – “Ich bin mit meinen Zeichnungen immer unzufrieden. Andere finden sie toll. Was stimmt nun?” – oder umgekehrt: “Ich kann super zeichnen, nur sieht das keiner!” – Solche und ähnliche Fragen geistern zu hunderten durch Künstlerforen und Kunst-Blogs. Nach welchen Kriterien kann man beurteilen, ob eine Zeichnung gut ist oder nicht?
Grundsätzlich kann man sagen: eine gute Zeichnung lebt von der Kraft der Linie. Aber was heißt das genau? Kann man als Laie Zeichnungen beurteilen? Braucht man viel Erfahrung, um die Qualität einer Zeichnung zu erkennen? Muss man selber gut zeichnen können, um eine Zeichnung beurteilen zu können? – Diese Fragen zeigen, das es keine allgemeingültigen Kriterien gibt. Es kann sie gar nicht geben.
Eine Zeichnung kann wie jedes künstlerische Bild unter drei Gesichtspunkten beurteilt werden:
- Handwerkliches Können
- Bildidee, Konzeption, Aussage
- Künstlerischer Wert
Das handwerkliche Können ist meist für jeden, auch für den Laien, erkennbar: Je eindeutiger und klarer die Linien gesetzt sind, um so sicherer wirkt das handwerkliche Können. Wackelige Linien, Radierspuren oder unklare Verwischungen sehen in der Regel wie Fehler aus. Bei realistischen Zeichnungen und insbesondere bei Portrait-Zeichnungen erfordert es aber natürlich viel Übung, um eine Erkennbarkeit ohne große Korrekturen zu erreichen.
Der zweite Punkt – Bildidee, Konzeption, Aussage – bezieht sich auf das Motiv. Wird in der Zeichnung etwas dargestellt, was über die bloße Wiedererkennbarkeit hinaus eine “Aussage” hat. Also eine Bildidee, die zum Reflektieren anregt. Hat das Bild eine Bedeutung – ermöglicht das Bild einen Interpretationsspielraum? Dieser Punkt ist natürlich schwieriger zu beurteilen. Oft ist man sich nicht sicher, ob etwas anderes gemeint ist als man sieht. In diesem Fall: Das Betrachten und Beurteilen des Bildes ist Sache des Betrachters, nicht des Künstlers. Es ist zunächst egal, was gemeint sein könnte. Wichtig ist, was der Betrachter sieht.
Der dritte Punkt – die künstlerische Qualität der Zeichnung – scheint zunächst am schwierigsten, ist bei näherer Betrachtung jedoch am einfachsten. Im Unterschied zu den ersten beiden Kriterien, die der Betrachter mit sich selber ausmachen muss, basiert die Bewertung der künstlerischen Leistung immer auf Kontextinformationen. Welche anderen Bilder hat der Künstler bisher gemalt und gezeichnet? Welche Informationen stellt er / sie über sich oder die Bilder zur Verfügung? Wie beurteilen andere diese Zeichnungen / Bilder? – Auf Basis dieser Informationen kann dann jeder Betrachter eine eigene Beurteilung über das Werk kommunizieren. Diese Beurteilung wiederum fließt dann (theoretisch) in die “Gesamtbeurteilung” der künstlerischen Leistung mit ein – und beeinflusst wiederum andere bei ihrer Bewertung.
Die Beurteilung der künstlerischen Leistung ist also ein fließender Prozess, der durch zahlreiche Instanzen mitgeprägt wird. Was heißt das aber nun für den Künstler / die Künstlerin? Im Grunde ganz einfach: Beim Machen nie darüber nachdenken, wie andere das wohl beurteilen. Denn: die handwerkliche Arbeit sollte man sowieso so gut wie möglich machen. Und durch Übung und Erfahrung wird man im Laufe der Jahre sowieso immer besser. Als Anfänger sollte man sich nicht überfordern. Und etwas unbeholfenen “Frühwerke” können durchaus eine große Anziehungskraft ausstrahlen. Hinsichtlich des Bildmotivs und der dahinter stehenden Aussage: Nichts übers Knie brechen. Ein Grasbüschel kann mehr aussagen als ein dramatisches Kriegsbild. Suchen Sie in ihrer persönlichen, privaten Welt nach Bildern und Motiven, die Sie interessieren. Alles andere wird sich von allein entwickeln.
Hand-Zeichnungen: Kann man zeichnen lernen?
Zeichnen – wie geht das?
Wie oben geschildert, ist eine Zeichnung die einfachste Möglichkeit, ein künstlerisches Bild zu erstellen. Viele Menschen würden gerne zeichnen können. Aber wie geht das? Kann man Zeichnen lernen? Was ist die beste Methode?
Der folgende Abschnitt soll allen – Anfängern, Hobbykünstlern und Freizeitmalern – einen Weg aufzeigen, wie das Medium der Zeichnung für den eigenen kreativen Ausdruck gewinnen kann. Wie beim Erlernen eines Musikinstruments erfordert die Zeichnerei Disziplin. Es ist nicht in ein paar Stunden zu lernen. Nur Übung, Ausdauer und Spaß am Zeichnen führen zum Erfolg. Wer keine Freude am Erstellen eines Bildes hat, sollte sich nicht unnötig quälen.
Kann jeder zeichnen? Kann man Zeichnen lernen?
Ja. Im Prinzip gehört es zum Wesen des Menschen, sich mithilfe abstrahierte Ausdruckformen der umgebenden Welt zu vergewissern. Anders gesagt: Jeder Mensch ist in der Lage zu zeichnen (sofern er wenigsten eine Hand hat). Nur leider wird diese angeborene Fähigkeit durch gesellschaftliche Konventionen in den allermeisten Fällen zerstört bzw. verdrängt.
Insbesondere staatliche Schulen verderben durch einen völlig falschen Umgang mit individueller Kreativität den meisten Kindern den Spaß am Zeichnen. Unser Bildungssystem funktioniert “erfolgsorientiert”, wobei Erfolg objektivierbar und standardisierbar sein muss. Der Kunstunterricht an staatlichen Schulen ist im Grunde nur dazu da, den Kindern kreative Flausen auszutreiben und ihren individuellen Entfaltungsdrang zu unterbinden. Natürlich ist fast jeder, der dieses System durchlaufen musste, durch diese Eindrücke geprägt. Nur die wenigsten haben die Kraft und das Durchhaltevermögen, einen eigenen kreativen Weg zu finden.
Wie kann ich meine Zeichensprache wiederfinden?
Es ist also klar, dass die meisten Menschen zwar zeichnen können, aber ihre individuelle Zeichensprache verloren haben. Folglich messen sie ihre Fähigkeiten und Ergebnisse nur an den gelernten Konventionen. Und das ist in den meisten Fällen frustrierend.
Was kann man dagegen tun? Nun, zunächst einmal kann man sich bewusst machen, dass man eine eigene Kreativität besitzt, die nur verschüttet wurde. Als nächsten Schritt kann man alle Konventionen abschütteln. Einfach zeichnen und skribbeln, ohne es jemandem zu zeigen. Frei von Beurteilung und Bewertung. So kann man die Fähigkeiten der Hand befreien. Die meisten Menschen können schreiben. Das zeigt, dass sie in der Lage sind, einen Stift kontrolliert zu führen.
Ein online Zeichenkurs Tutorial – einfach Zeichnen lernen
Die im folgenden Methode ist sehr einfach und simpel. Bevor Sie einen Zeichenkurs oder einen Malschule besuchen, versuchen Sie sich erst einmal an der geschilderten Methode. Sie zeigt Ihnen, wie Sie es im Prinzip selber lernen können.
Gleichwohl ist es immer hilfreich und gewinnbringend, anschließend oder parallel auch Zeichenkurse zu besuchen. Denn es ist für den künstlerischen Prozess von großer Wichtigkeit, nicht nur die handwerklichen Fähigkeiten weiterzuentwickeln, sondern auch über die Resultate zu kommunizieren. Und hierfür bilden Malkurse, Zeichenwerkstätten und Kunst-Seminare einen hervorragenden Kontext. Wo sonst finden Sie Gleichgesinnte mit ähnlichen Fragen und Problemen? Sie sollten sich natürlich vorher über den / die Seminarleiter/in informieren und eine Probestunde vereinbaren. Es bringt nichts, wenn Sie nicht frei und offen über Ihre Bilder reden können.
Beobachten der Natur – Zeichnen im Geiste
Die folgende Anleitung ist ein Art online-Tutorial “Zeichnen lernen”. Und zwar ohne einen Stift zu benutzen. Alle diejenigen, die gerne das “realistische Zeichnen” erlernen möchten, sollten dann den Stift erst einmal beiseite legen. Die wesentliche Schwierigkeit beim realistischen Zeichnen ist nicht das Zeichnen, sondern das Sehen. Die Hand kann alles machen, nur muss das Auge oder der Geist ihr sagen, was sie machen soll.
Die beste Methode ist, sich irgendwo hinzusetzen und die Bilder im Kopf zu zeichnen. Gehen Sie an irgendeinen Ort, an dem Sie sich längere Zeit aufhalten mögen und beginnen sie, im Geiste zu zeichnen. Das bedeutet: versuchen Sie, Ihre Gedanken frei von Interpretationen zu machen. Beachten Sie nicht, wie sie die Dinge finden, sondern achten sie nur auf das, was Ihnen Ihr Auge zeigt. Kommunizieren sie mit ihren Augen.
Online Tutorial: Zeichnen lernen
- Fixieren Sie einen Punkt und spannen Sie einen virtuelle Rahmen um diesen Punkt, der die Außenkanten des Blattes bildet.
- Prägen Sie sich genau ein, was in die vier Ecken dieses Blattes gezeichnet werden muss.
- Zeichnen Sie nun ein paar grobe, markante Linien – wie gesagt: alles nur im Kopf, vor ihrem geistigen Auge.
- Betrachten Sie nun die virtuelle Zeichnung und korrigieren Sie ggf. den Ausschnitt.
- Wiederholen Sie dieses “Zeichnen im Kopf” immer wieder und beginnen Sie, nun auch Details zu beobachten.
- Zeichnen Sie die Details im Geiste immer erst als grobe Flächen. Beobachten Sie genau die Form der Flächen.
- Sie können dabei Ihre Finger oder einen Stift als Hilfsmittel benutzen, um die Ausmaße von Linien zu vermessen und zu vergleichen.
Wiederholen Sie diese Übung wieder und wieder. Sie werden sehen, dass Sie es können. Und es wird Sie ermutigen, es auch mit einem Stift auf Papier zu versuchen.
Noch mal: Realistisch Zeichnen ist gleichbedeutend mit “nach der Natur zeichnen”. Aber das kann nur funktionieren, wenn man die Natur sehen kann. Der einzige Weg dahin führt über das Beobachten der Natur. Wobei Natur nicht immer Wald oder Wiese sein muss. Es geht auch in der Kneipe, in der U-Bahn oder in der Küche. Eigentlich geht es überall. Je mehr sie beobachten üben, um so leichter wird es Ihnen fallen, nach der Natur zu zeichnen.
Die “Auge-Hand-Beziehung”
Wie bereits erwähnt, muss man ein Bild, das vom Auge gesehen wird, erst im Kopf zusammenfügen, bevor es an die Hand übermittelt wird, die es dann zu Papier bringt. Im Grunde kann die Hand alles, was wir von ihr wollen. Nur leider spielt uns der Geist oft einen Streich. Der Kopf überträgt die falschen Signale an die Hand. Es ist daher sehr wichtig, sich erst im Kopf klarzumachen, wie eine Linie laufen soll. Also: wo ist der Anfangspunkt? – Wo soll die Linie enden? – Welche Wölbung bekommt sie? – Wie stark soll der Stift aufgedrückt werden? Wie schnell soll die Linie gezeichnet werden?
Als Anfänger sollten Sie zunächst langsam zeichnen. Schnelligkeit birgt immer das Risiko, dass die Linie anders läuft als gewollt. Die Schnelligkeit fördert unsere eigene, individuelle Spur zutage. Eben das, was in einer realistischen Zeichnung eigentlich unterdrückt werden soll.
Der persönliche Ausdruck: künstlerischer Stil
Wie zuvor gesagt, trägt jeder Mensch die Fähigkeit in sich, kreativ zu zeichnen. Aber nur in den seltensten Fällen kann sich die Kreativität auch frei entfalten. In aller Regel wird die Kreativität entweder so stark von außen beeinflusst, dass es keinen Spaß mehr macht. Oder sie wird durch eigenen Ehrgeiz stark verformt, so dass am Ende zwar gute, aber keine “eigenen” Zeichnungen entstehen. Was den Zeichnungen fehlt, ist ein eigener Stil. Mit einem Stil ist es so: man kann ihn nicht suchen. Man kann ihn nur finden. Solange man ihn sucht, wird man anderen Stilen nacheifern – und sich dabei immer mehr von eigenen entfernen.
Der eigenen Stil kann sich nur entwickeln, wenn man möglichst frei von äußeren Einflüssen die eigenen Bilder sucht und entwickelt. Stil ist das, was man als Fehler oder Unzulänglichkeit ansieht. das, was man eigentlich gar nicht sehen möchte. Wenn man lange genug zeichnet, wird man bemerken, dass man einen Stil hat, der den Bildern innewohnt, ohne dass man ihn jemals beabsichtigt hätte.
Nur wer diesen Stil erkennt, wer es versteht, ihn zu nutzen und weiterzuentwickeln, wird die Chance haben, sich langfristig als Künstler zu behaupten. Und die einfachste und kostengünstigste Methode, die eigene Kreativität zu entdecken, ist und bleibt die Zeichnung
Weblinks zu Thema Zeichnungen
- Was ist eine Zeichnung?
- Zeichnen lernen: Schritt für Schritt
- Zeichnen lernen online Tutorial
- Zeichnen lernen (1): Wie anfangen? (Grundlagen)
- Zeichnen lernen (2): Freihand-Zeichen “vom Auge zur Hand”
- Zeichnen lernen (3): mit Raster eine Vorlage abzeichnen
- Zeichnen lernen (4): Schraffieren (Schraffuren zeichnen)
- Kunst-Zeichnung.de
- Wikipedia: Zeichnung (Kunst)
- Zeichnungen von Leonardo da Vinci
- Faber Castell (Zeichenstifte und Zeichenmaterial)
- Koh-I-Noor (Zeichenstifte und Zeichenmaterial)
- Staedtler (Zeichenstifte und Zeichenmaterial)
Bildergalerien mit Zeichnungen von Martin Mißfeldt
- Bleistiftzeichnungen (neue)
- Bleistiftzeichnungen (alte)
- Portrait-Zeichnungen
- Zeichnung = Linien und Punkte
- Cartoons Tiere
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- Skizzen und schnelle Zeichnungen
Weitere Bleistiftzeichnungen von Martin Mißfeldt
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